Meine #LieblingsMarke Dagmar Gosejacob
Mit ihren pinkfarbenen kurzen Haaren und der großen schwarzen Brille ist Dagmar für mich ein echter „character“. Kennengelernt haben wir uns vor neun Jahren auf einer klassischen Business-Powerfrauen-Veranstaltung, auf der wir uns beide mit den Augen zugezwinkert haben: „Hey, noch so ein schräger bunter Vogel wie ich.“ 🙂
An Dagmar schätze ich, dass sie seit Jahren ihrer Berufung folgt und den nicht immer einfachen Weg der Künstlerin geht.
In diesem Frühling habe ich das große Glück gehabt, das erste Mal Dagmar als Graphic Recorderin für meinen Vortrag zu buchen. Als ich am nächsten Tag das Flipchart ausgerollt habe, auf dem sie meinen Life-Vortrag illustriert hatte, habe ich so viele witzige Details entdeckt, dass mich ihr Können zutiefst berührt hat.
Dein Business als Schlagzeile auf der ersten Seite … was stünde da, liebe Dagmar?
Auge an Hirn!
„Ich mache mein Ding“, sagen viele Selbstständige. Was heißt das denn für dich? – Und weil wir gerade dabei sind: Erzähl uns doch auch gleich, wie du „Erfolg“ definierst.
Erfolg zu haben und mein Ding machen zu können, das bedeutet für mich, dass ich mit dem was ich mache so frei wie nur irgend möglich sein kann. Frei in meinen Entscheidungen, meiner Gestaltung und in meinem Kopf.
Erfolgreich zu sein, heißt für mich auch, dass ich positives Feedback bekomme, sich Stammkunden entwickeln und auch die ein oder andere Auszeichnung gehört für mich dazu. Ich hinterfrage eigentlich ständig die Künstlerin in mir und da ist Bestätigung von außen ganz wichtig.
Für mich bist du ganz klar eine Marke. Siehst du dich/dein Business selbst so? – Was braucht es deiner Meinung nach, um zu einer Marke zu werden, die Kunden begeistert?
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Clik here to view.Dagmar Gosejacob – Illustratorin, Comiczeichnerin, Graphic Recorderin
Danke schön, das ist ein sehr schönes Kompliment. Ich habe mir da nie ernsthaft Gedanken drüber gemacht, oder das konkret geplant. Ich denke, dass es viel damit zu tun hat, dass man schlichtweg liebt, was man tut. Wenn ich mal überlege, wen ich so in meinem Umfeld als Marke bezeichne, dann sind das Menschen, die absolut eins sind mit ihrem Produkt, ihrer Idee, ihrer Methode…
Ich bin mehr als 20 Jahre lang brav dem Glaubenssatz hinterher getrottet, dass ich nicht besonders gut zeichnen kann und vor allem – niemals davon leben müssen will – bzw. kann. Mit 42 war ich dann sowas von überreif. Da hatte ein ziemlich heftiger und langwieriger Kampf in mir stattgefunden, aber am Ende hielt ein Teil von mir den Zeichenstift in der geballten Faust, unterschrieb damit die Kündigung meines Jobs in der Unternehmensberatung und legte los. Ich will damit sagen, dass sich da eine ganze Menge angestaut hatte. Und um die Antwort auf den Punkt zu bringen: ich glaube, um eine Marke zu sein, braucht es eine gewisse Einzigartigkeit und einen ganz festen Glauben an das, was man tut. ..und den unerschütterlichen Willen das auch zu leben. ….und natürlich rosa Haare! 😉
Ernsthaft, das Visuelle sollte man nicht unterschätzen. Wenn ich eine Comicfigur entwerfe, dann mache ich mir auch Gedanken darüber, was diese Figur für Eigenschaften hat, was für einen Charakter sie hat. Da muss das Äußere zu passen. Da gibt es unendlich viele optische Codes, die wir –meist unbewusst- sofort verstehen.
Supertoll zu sein, ein attraktives Produkt und großartige Ideen alleine reichen nicht aus. Wie und wo machst du neue Angebote sichtbar?
Ich nutze vor allem die gängigen social media Kanäle. Da ich vorwiegend visuell arbeite, ist das auch sinnvoll. Die Menschen da draußen sollen ja vor allem sehen, was ich so mache. Und ich liebe das direkte Feedback. Ich finde das ganz spannend, wenn ich anhand der Klickrate sehen kann, was gut funktioniert und was weniger. Und dabei habe ich auch festgestellt, dass wir auch immer sehr gerne ein Stück Mensch sehen wollen. Soll heißen, wenn ich eine Zeichnung poste, mag das fein sein, aber wenn ich ein kleines „Making of“ zeige und berichte, was dahinter steckt (und idealerweise noch, wie es auf meinem Zeichentisch aussieht), gehen die Klickraten nach oben.
Aber ich versuche auch in der Dreidimensionalität des Lebens stattzufinden und zeichne gern auf Veranstaltungen. Bei Events die eigentlich nach einer visuellen Begleitung schreien, klopfe ich auch schon mal an. Die Methode des Graphic Recording ist einfach noch nicht bekannt genug. Da hilft dann auch das gute, alte Netzwerken.
… es wird ja immer empfohlen, dass man so schreibt, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Wie siehst du das?
Da sind wir wieder beim Thema „Mach Dein Ding“. In meiner Branche finde ich die Individualität sehr wichtig. Wenn mir jemand sagt, dass man meinen Zeichnungen immer sofort ansieht, dass sie von mir sind, ist das ein ganz großes Kompliment. Den eigenen Stil zu finden, gilt als eine große Herausforderung unter Zeichnern. Genauso wichtig finde ich es allerdings auch, stilistisch flexibel sein zu können.
So wie im Businessumfeld viel zu oft leere, abgegrabbelte Worthülsen auftauchen, werden auch visuell immer die gleichen Icons und Symbole benutzt. Da darf man aus meiner Sicht gern mal kreativ werden. Wenn ich meine Spitzenidee mit der Zeichnung einer –schon 1000x gesehenen- Glühbirne ergänze, passiert beim Betrachter sehr viel weniger, als wenn ich dort ein Symbol setze für den Schweiß und die Anstrengungen, die mich die Entwicklung gekostet hat…oder für das Glücksgefühl bei der Entstehung. Je nachdem was ich ausdrücken will. Da finde ich die persönliche Note ganz wichtig. Und bei mir ist die eigentlich immer mit Emotionalität verknüpft. Anfangs habe ich oft versucht bei sehr sachlichen Themen auch nur die Sachebene zu zeichnen. Häufig wünschen Kunden das auch so. Aber wo ist dann der Mehrwert? An der Stelle berate ich gern.
Gerade in den ersten Jahren der Selbstständigkeit macht man ja oft mal komische Dinge oder gerät in peinliche Momente: Mit welchem Schwank aus deiner Business-Jugend würdest du mich zum Lachen bringen?
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Clik here to view.Dagmar Gosejacob – Illustratorin, Comiczeichnerin, Graphic Recording
Zum Lachen nicht direkt…aber vor ein paar Jahren war ich als Cartoonistin auf einer Art Kaderschmiede des Deutschen Humors. Da wurde ich mit dem Satz konfrontiert, dass es doch für mich „so als Frau“ viel netter wäre, wenn ich Kinderbücher illustrieren würde, statt mich mit Humor zu beschäftigen…
Das musste ich erstmal sacken lassen und dann kam irgendwann eine sehr, sehr große Wut. In der Humorszene mitspielen kann man also besser als Mann? Achja? Dann bin ich halt ein Mann. Ich erschuf Geert Jacob, Künstlername STROISEL. Der griff beherzt zu einer alten Tuschefeder und zeichnete drauf los. Alles was mir aus ästhetischen Gründen wichtig ist –Farben und schöne Linien – ließ ich bewusst weg. Heraus kam ein extrem reduzierter Zeichenstil und ein recht klarer Blick auf unser Leben als Menschen. Ich machte in meiner neuen Rolle als männlicher Cartoonist durchaus interessante Erfahrungen. Unter anderem die, dass ich plötzlich auf der Shortlist des Deutschen Karikaturenpreises stand. Im letzten Jahr wurde ich dort mit dem silbernen Bleistift für meine besondere Leistung geehrt. Als Dagmar….und als Geert. Geht doch…
Bei uns Selbstständigen geht es ja manchmal turbulent zu – mal rauf, mal runter. Welche innere Überzeugung, Eigenschaft oder Fähigkeit hilft dir, Krisen durchzustehen?
Meine beste Freundin und Physiotherapeutin hat mir kurz vor meiner Selbständigkeit –als ich noch sehr mit den zu erwartenden Unsicherheiten haderte – gesagt: „Wenn alles fest ist, kann sich auch nichts bewegen.“ Diesen Satz ist zu meinem Mantra geworden.
Gibt es irgendeine Devise, die du als Kind schon verinnerlicht hast, die dir heute in der Selbstständigkeit gute Dienste erweist? – Was deine Oma immer gesagt hat oder was mit deinem Taschengeld zu tun hatte …, oft lernen wir ja früh unsere „Lektionen“ und manche bewähren sich später noch!
Mir fällt jetzt grad ein: Meine Omma hat immer gesagt – meist wenn ich irgendeinen Blödsinn, oder was Lustiges verzapft habe – „Du bist vielleicht ne Marke!“ Und ich hab oft Blödsinn verzapft….self fullfilling prophecy? Danke, Ommma!
Die Marke hörbar machen. Wenn dein Lieblingsmusiker deiner Marke einen Song widmen würde? Was würden wir dann hören? Heavy Metal, Popsong oder Schlager? Und welche Zeile darf auf keinen Fall im Song fehlen?
Irgendwas leichtes, poppiges mit ein bißchen Bollywood und viel Ohrwurm-Potenzial?
Alle Zeichnungen sind von Dagmar Gosejacob und damit urheberrechtlich geschützt.
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#LieblingsMarke
#LieblingsMarke ist Ulrikes Kolumne.
„Du bist meine #LieblingsMarke: Du bereicherst mein Leben. Macht’s es bunter, lustiger, vielfältiger. Ich lerne neue Dinge von dir, die du gerne im Netz teilst. Du zeigst mir den Menschen hinter deiner Website und den Social-Media-Kanälen. Manchmal bringst du mich zum Staunen, zum Weinen oder zum Lachen. Und wenn du mich mal ärgerst, verzeihe ich dir das sehr schnell … Ich möchte dich nicht mehr missen. Meine Leser möchten dich unbedingt kennenlernen. Ich freue mich auf deine Antworten in meinem Blog.“
Der Beitrag #LieblingsMarke N° 32 – Dagmar Gosejacob erschien zuerst auf Ulrike Zecher – Marke. Text. Webseite..